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Anton Gasser

Nachname:
Gasser
Vorname:
Anton
geboren:
1919-05-22
Zugehörigkeit:
OsttirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
In Anton Gassers Taufschein steht zwar, dass er am 22. Mai 1919 in Bad Gastein geboren wurde, und das liegt in Salzburg, doch er ist Tiroler mit Herz und Kehle. Der Vater stammt aus Nußdorf im Debanttal bei Lienz. Im Sommer arbeitet er „drüben“ als Hirte, im Winter in dem einstigen Goldbergwerk, wo heute Sportgastein steht. Die Mutter kommt aus Bad Gastein, sie ist Sennerin, so haben sich die Eltern kennen gelernt. Das lief so drei, vier Jahre, und dazwischen ist dann der Anton aufgetaucht. Seine Mutter wäre gern in ihrer Heimat geblieben. Die Eltern wollten sich sogar ein Heimatplätzchen kaufen mit sieben, acht Stück Vieh in Dorfgastein, weil sie gut verdient haben. Aber genau zu diesem Zeitpunkt traf auch sie die radikale Geldentwertung von 1923. Die Familie muss ganz neu wieder anfangen: in den 30er Jahren in Osttirol, im Überschwemmungsgebiet vom Wartschenbach in Gaimberg bei Nußdorf.1926, Anton ist sieben Jahre alt, bewirbt sich der Vater als Hirte auf der Gaimberger Alm. Den ganzen Sommer hinauf, Schafe zu suchen. Da wird man "entweder - oder". In der Früh geht er los zum Vieh auf 2300 Meter oben. Ein Hemd hat er an und eine kurze Hose. Wenn dann ein Unwetter hereinbricht, gibt es keinen Schutz gegen die Kälte, keinen Unterstand. Danach „genau so nass wie jedes andere Geschöpf“, kann er ja nicht weggehen vom Vieh, wenn Gefahr droht. „Man übernimmt das Vieh auf eigene Verantwortung.“ ... Das Schifahren könne sich der Bub aus dem Kopf schlagen, Schier kaufe ihm der Vater nun einmal keine. Die Mutter protestiert, schließlich stammt sie aus Bad astein, wo man längst schon Schi fährt. Dem Toni werde er es wohl vergönnen, wenn er älter ist, hat er eh nicht mehr Zeit dafür. Das sieht der Vater ein. Wie aber beschafft man sich Schier? So gehen Vater und Sohn in den, eine schöne, glatte Esche zu hacken und damit weiter nach Lienz zum Wagner. Zutiefst enttäuscht hört der Toni, aus dem Grünholz könne der Wagner nichts machen. Das müsse man erst auseinanderschneiden und anständig trocknen. Im nächsten Winter aber hat Toni seine Bretter, über zwei Meter lange schwere Eschenschi überragen den nicht besonders großgewachsenen Toni. Lang dauert die Freude nicht. Toni übt fleißig, überschätzt sein Geschick, bleibt mit einem Schi in einer Schneewechte hängen - ab ist das gute Stück. Wieder ein Winter verloren! Nun hat sein Kusin in Hofgastein bei einem Skierzeuger gelernt. Toni erhält Schier. Verleimte, ist damit gefahren "wie ein Gott". Gefahren, was gegangen ist, so sicher läuft der Schi. Da vermag er zu kurven, ohne zu schauen, dass er sich oben hält. Bald schmerzen die Muskeln, „aber eine schöne Sache“.Schön und schwierig ist auch das Hirtenleben, Anton ist stolz darauf. Ein guter Hirte muss das Vieh nach einer Woche kennen. Heute ist es ein bisschen einfacher, weil sie alle Marken drinnen haben. Jetzt, wenn eine Kuh krank ist, kann der Senner telefonieren, und der Bauer kommt mit seinem Traktor und holt das Tier ab. Das war früher alles nicht. Und wenn eine abgestürzt ist - am Gaimberg wenige - aber bei der Nachbaralm sind Felsen. Danach haben sie das Beste herausgeschnitten und in der Lienzer Hütte billig verkauft. Das andere eingegraben, samt dem ganzen Abfall. An Geld haben die Hirten früher nicht viel verdient. Aber für jedes ausgewachsenes Rind müssen die Bauern ein Kilo Mehl und einen Laib Brot liefern, etwa dasselbe für fünf Schafe und für Pferde das Doppelte, „weil sie ja doppelt so viel fressen“. Jedenfalls erhält man genug, dass man über den Winter auch noch etwas hat. Nicht alle liefern sofort, da muss man selber kassieren und hausieren: "Ja, ich bekäme vielleicht noch .." Auf die Art ist es schon gegangen. Im Krieg ist Anton weit herumgekommen, wie so viele dieser Jahrgänge.Im November 1939 eingerückt, kämpft er im April 1939 am Westwall und allzu nahe der Maginot-Linie. Er wiegt nie mehr als rund 60 Kilo. Beim Westwall draußen freilich in den Bunkern gibt es immer Fisch, und einige mögen keinen Fisch, den überlassen sie Anton. Damals hat er am meisten gewogen. Aber nachher, beim Hüten ist er bald wieder unten auf 56-57 Kilo. Durchs Gehen, „natürlich bleibt da nichts hängen.“ Doch beinahe wäre er vom Krieg nicht mehr heimgekommen. Als die Russen im Spätsommer 1941 Smolensk zurückerobern und nahezu vollständig zerstören, wird auch der Infanterist Gasser schwer verwundet. Der Hauptfeldwebel hat eine lange Liste der Schwerverletzten, die neuen Verwundeten werden der Reihe nach eingeteilt. Kein Platz in einem SANKA, die Sanitätskraftwagen sind brechend voll. Partisanen haben die Gleise gesprengt. Am vierten Tag erst geht es Richtung Sachsen ins Lazarett in Pirna an der Elbe. Und dort bleibt er noch bis Mai. Inzwischen hat der Vater angesucht beim Wehrmeldeamt, Ende Mai wird Anton dann verlegt nach Lienz ins Lazarett. Er erlebt das Kosakendrama an der Drau, von 1945 bis 1954 beginnt wieder das Hirten- und Sennendasein auf der Gaimberger Gemeindealm. Nach dem Militär hat Anton Gasser eben nicht so früh geheiratet. Mit 30. „Ist leicht früh genug gewesen.“ Auf der Alm begegnen sie einander, der Anton und die Anna vom „Franzl-Hof“, geboren im Dezember 1925 in Obergaimberg, ihr Vater ist Jagdpächter. Zuerst „hat’s noch nicht so gezündelt“, aber nachher früher oder später. Geheiratet wird 1949, schneller als geplant. Das Brautpaar nimmt einen langen Weg auf sich: zu Fuß vom Gaimberg herunter nach Lienz zum Bahnhof, zusammen mit den Trauzeugen mit dem Triebwagen um 5 Uhr früh nach Innsbruck, durch Innsbruck nach Hall und zu Fuß nach Absamin die Wallfahrtskirche St. Michael. In Innsbruck wünscht sich Anna, das Riesenrundgemälde mit dem Panorama der Bergisel-Schlacht 1809 zu sehen, und natürlich will sie auch auf den Bergisel gehen. Der Ernst des Lebens kommt früh genug, kaum Zeit zum Verschnaufen und die Kinderschar wächst. Am Ende sind neun Kinder zu ernähren. Dass Anna und Anton Gasser im Gedenkjahr 1809-2009 ihre Diamanthochzeit feiern können, freut sie besonders. Anju